Wednesday 30 December 2009

Materialkunde Rollen (Wheels)

Der Winter ist da und dementsprechend kommen wir nicht so viel zum fahren (zumindest nicht draussen), da haben wir uns gedacht wir machen das Beste draus und nutzen die Gelegenheit, um uns mal ein bisschen genauer mit bestimmten theoretischen Aspekten des Longboardens zu befassen - herzlich willkommen zu eurer ersten Lektion in Materialkunde!





Die Auswahl an Longboard Rollen ist überwältigend, da kann die Wahl schonmal schwerfallen. Deshalb lohnt es sich, sich mit bestimmten Aspekten bezüglich der Funktionalität mal ein bisschen vertrauter zu machen - damit ihr das passende Wheel für den passenden Zweck leichter findet. Unser kleiner Ratgeber soll euch einen groben Überblick über verschiedene Eigenschaften einer Longboard Rolle verschaffen. Wir finden, dass unser Beitrag auch für diejenigen unter euch, die ganz neu dabei sind und keine Ahnung haben, welches Wheel wofür geeignet ist einfach verständlich ist - hoffentlich hilft euch unser Guide ein bisschen bei der Auswahl. Wir hoffen jedoch, dass auch die alten Hasen unser kleines Factsheet nützlich finden. Im Folgenden findet ihr genügend Infos, um eure eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen, welche Art von Wheel zu euch, eurem Fahrstil sowie auch zu der Disziplin in der ihr fahrt passt.

Bevors nun losgeht hier noch ein paar kleine aber dennoch feine sprich wichtige ;) Hinweise - Die Wahl der richtigen Rolle hängt auch stark vom Fahrstil (welche Geschwindigkeit wollt ihr erreichen/halten, wenn ihr mit den Rollen unterwegs seid) sowie den Fähigkeiten der Fahrerin/des Fahrers ab. Selbst die grippigste aller Rollen bricht irgendwann aus, wenn ihr nur schnell genung den Hang runtersaust - so sind die Gesetze der Physik nunmal.
Jede Skaterin und jeder Skater besitzt persönliche Vorlieben. Um also herauszufinden, was euch am besten taugt, versucht so viele verschiedene Rollen wie möglich zu testen. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass das Gewicht der Fahrerin/des Fahrers eine wichtige Rolle beim Longboarden spielt und oftmals vernachlässigt wird, gerade bei den Ladies im Sport, da ein Grossteil der kommerziell erhältlichen Ausrüstung auf die Bedürfnisse von Männern zugeschnitten ist.

So, jetzt aber viel Spass beim Lesen!

1. Material:

Longboard Rollen werden hauptsächlich aus Urethan (abgekürzt für Polyurethan, vielleicht kann sich die/der eine oder andere noch aus dem Chemieunterricht daran erinnern ;) ) hergestellt, das auf alle möglichen Arten und Weisen gemischt wird, je nachdem wie hart die Rolle sein soll. Der Härtegrad (Durometer) wird als Zahl ausgedrückt, von so ca. 70 bis in den 90er Bereich (je grösser die Nummer, umso härter das Wheel) und auf einer in Buchstaben nomenklatierten Skala wiedergegeben - '80a' z.B. Das 'a' weist also auf die Skala hin, auf der der Duro gemessen wird. Es gibt da auch noch andere, z. B. 'd' oder die '00' Skala. Der Härtegrad von Longboard Wheels wird ausschliesslich auf der 'd' Skala gemessen. Die Zusammensetzung des jeweiligen Urethans ist ein ausschlaggebender Faktor. Jede Firma hat ihre eigene(n) Geheimformel(n) und Mischung(en), d.h. dass sich 2 vergleichbare Rollen 2 verschiedener Hersteller bei gleichem Durometer eventuell anders anfühlen , obwohl sie theoretisch dieselbe Härte besitzen.

2. Durchmesser:Im Vergleich zu Skateboard Rollen sind Longboard Wheels um einiges grösser. Der Durchmesser liegt im Regelfall bei ca. 60mm bis 97mm oder sogar noch drüber- je grösser die Rolle, umso weniger muss sie sich drehen um die selbe Geschwindigkeit zu halten. Ebenso ist die Maximalgeschwindigkeit, die erreicht weden kann, höher. Je kleiner die Rolle, umso schneller beschleunigt sie.

3. Duro(meter), sprich Härtegrad:
- Je härter die Rolle, umso langsamer nutzt sie sich ab
- Je härter die Rolle, umso leichter gibts Flatspots (Abflachung der Rolle an einer Stelle durch ungleichmässige Abnutzung. Resultat - die Rolle läuft nicht mehr rund und macht ausserdem nen Höllenlärm ;) )
- Je härter die Rolle, desto einfacher bricht sie aus d.h. umso leichter slidet/driftet sie
- Je härter die Rolle, desto weniger Deformation (besonders, wenn sie dazu noch einen grossen Kern hat, mehr dazu unten). Je stärker sich die Rolle unter dem Gewichts der Fahrerin/des Fahrers verformt, umso mehr verliert sie ihre Form und damit Rollvermögen, sprich sie läuft nicht mehr ganz so rund und wird damit langsamer
- Sehr weiche Wheels können auf sehr heissem Asphalt quasi fast schmelzen und pappig werden
- Weiche Rollen eignen sich auf unebener Oberfläche und sind eine gute Wahl für leichtere Fahrerinnen/Fahrer


4. Wheel Ränder:

Eine Rolle besitzt entweder abgerundete oder kantige Ränder (Lippen). Wheels mit abgerundeten Kanten ziehen stärker, d.h. sie sind im Slide und Drift besser kontrollierbar. Kantige Ränder erhöhen den Grip, sprich die Haftfähigkeit der Rolle auf dem Untergrund.

Beispiel für Rollen mit kantigen Rändern:



Beispiel für Rollen mit abgerundeten Rändern:




5. Radnabe (Wheel Hub):

Als nächstes wollen wir dieses Loch in der Mitte mal etwas genauer betrachten - den Wheel Hub (zu deutsch die Radnabe), die den Bearing Seat (Lagerschale) beheimatet also um es einfach auszudrücken - da wo ihr das Kugellager, welches dem Wheel das Rollen ermöglicht, reinquetscht. Im Regelfall ist die Radnabe aus hartem Kunststoff gefertigt, manchmal aber auch aus einer Aluminiumlegierung wie bei den DTC Rollen (um einiges kostspieliger). Der Sitz der Lagerschale hat starken Einfluss auf die Performance des Wheels - je nachdem, wo sie sich in Relation zur Radnabe befindet wird das Gewicht auf die Rolle verteilt. Daraus folgt, dass die Rolle am stärksten direkt unterhalb der Lagerschale abgenutzt wird, da an dieser Stelle das meiste Gewicht der Fahrerin/des Fahrers auf der Rolle ruht. Der Bearing Seat befindet sich entweder mittig (centerset), etwas seitlich versetzt (offset) oder stark seitlich versetzt (sideset). Anmerkung - bei einer Wheel Beschreibung heisst es eigentlich immer 'Core: centerset' o.Ä., also es ist vom Kern die Rede, gemeint ist damit jedoch die Lage der Lagerschale.

- Sideset Wheels besitzen eine geringere Zugkraft (Traktion). Sie nutzen sich leicht konisch ab, wodurch die Rolle unregelmässig wird (Coning)
- Centerset Wheels sind was die konische Abnutzunfg betrifft nicht so stark gefährdet und nutzen sich gleichmässiger ab. Durch die mittige Platzierung des Kerns brechen Sie im Slide/Drift kontrolliert aus
- Die Eigenschaften von Offset Wheels sind zwischen denen der beiden anderen Hub Typen angesiedelt ;)


6. Wheel Kern (Core):

Das Herzstück der Rollen. Je grösser der Kern, umso weniger verformt sich die Rolle bei Belastung.


7. Radaufstandsfläche (Contact Patch):

Wird in mm (Millimeter) angegeben und bezeichnet die Breite der Rollenfläche, die beim Fahren mit dem Asphalt in Kontakt kommt bzw. auf dem Untergrund aufliegt. Wenn die Rolle eingefahren (mehr dazu unten) und schon etwas abgenutzt ist, ist das Contact Patch etwas grösser als am Anfang. Je breiter die Radaufstandsfläche, desto mehr liegt die Rolle auf der Strasse auf, sprich - je grösser das Contact Patch, umso mehr Grip hat die Rolle.
Wenn ihr eure neuen Wheels auspackt, werdet ihr feststellen, dass die Oberfläche glänzt und fast ein bisschen schmierig ist. Das Wheel performt erst dann optimal, wenn diese Schicht, bedingt durch den Herstellungsprozess, abgenutzt worden ist, also raus mit euch und rauf aufs Brett, Carven und Sliden was das Zeug hält um die Dinger einzufahren!

Zusammenfassung:
Welche Kriterien sollte eine Rolle erfüllen, um sich für folgende Disziplin zu eignen?

Sliden:
- Durometer je nachdem, manche Rider mögens gern hart, andere Longboarder/innen dagegen nehmen gerne butterweiche Rollen - das Zauberwort heisst auch hier rauf aufs Brett und Ausprobieren! Theoretisch kann jede Rolle zum Sliden verwendet werden
Abgerundete Kanten für gleichmässiges Sliden


Downhill:
- Durometer je nach Gewicht des/der Fahrer/in wählen sowie auch abhängig davon, ob:
a) Kurven mit Grip gefahren werden sollen (to stick corners):
- Weicher Durometer, kantige Ränder, breite Radaufstandsfläche
b) Durch die Kurven gedriftet werden soll:
- Härterer Durometer, abgerundete Ränder, schmaleres Contact Patch

Slalom:
- Eher etwas härtere Rollen (und nochmal - Duro sollte sich an eurem Körpergewicht orientieren), kantige Ränder, breite Radaufstandsfläche, anständig fetter Kern (damit sie sich weniger verformen, wenn ihr euch durch die Hütchen durchschlängelt)

4 comments:

  1. Hey sehr gute Zusammenfassung.
    Es ist nun so das ich auch longboarde und mit dem Gedanken spiele mir mal ordentliche Rollen fürs sliden zu besorgen.
    Ich wiege knapp 80kg und fahre aber auch erst seid ca einem viertel Jahr Longboard. (vorher Skateboard) Welchen Härtegrad könnt ihr mir empfehlen? Ich bin ein völliger Leie auf dem Gebiet Slide also was da am Besten für Einsteiger davon wäre. Wenn mäglich sogar ein spezielles Modell was ihr mir empfehlen würdet.

    Danke.
    Lg Alex.

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  2. Hey Alex,

    wow inzwischen gibts sauviele wheels die taugen...
    Hawgs zombies 84a
    der eine oder andere mag die otangs
    Abec11 Flashbacks in 81a oder Pink Powerballs
    hör dich mal um vielleicht hat jemand in deinem Bekanntenkreis noch benutzte wheels da du am anfang oft flatspots reinslidest durch falsches graben oder falsche gewichtsverlagerung...

    Gas geben

    Greetz Fee

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  3. hey!
    die zusammenfassung hat mir schon sehr geholfen, nur bin ich jemand, der richtwerte und dergleichen braucht, um zufrieden zu sein :D

    ich wiege ca 85 kg und bin eher der cruiser. fahre im moment 78a/74mm wheels und wollte fragen, ob es die richtigen sind. ich kann damit fahren, klar, aber sind es auch die richtigen? who knwos? i hope you know :)

    peace leon

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  4. Guter Beitrag, ich stelle mir gerade ein Board bei https://www.scooter-kickboard.de zusammen und konnte deine Tipps gut brauchen.

    Thumps up,

    Martin

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