Saturday 9 January 2010

Interview mit Sophie Friedel

Hallo Sophie, stell dich doch mal kurz vor!
Ich bin 25, komm aus Bayern, bin gelernte Produkt Designerin und hab sieben Jahre in England (in Cornwall, wo Sophie mit den Faltown Jungs geskatet it, schaut euch ihr Profil mal an) gewohnt, dann a kurze Zeit in Berlin und jetzt bin ich als Freiwillige Helferin in Kabul.



Erzähl uns ein wenig über dein Skatestyle, deine Vorlieben usw.!

Schnelles Sliden mit harten Rollen macht mir super viel Spaß. Im Sommer hat mich das Downhill Fieber gepackt und ich finds einfach nur geil, so das Gefühl von Freiheit irgendwie. Auch Carven/Cruisen und Stand Ups mit soften Rollen mache ich gerne. Ich liebe auch das Bowl fahren, vor allem in der Fasanerie in München. Oft habe ich ein Board dabei um von A nach B zu kommen.

Du bist zur Zeit in Afghanistan und arbeitest mit an dem Projekt Skateistan, erzähl uns ein wenig mehr darüber!
Der Schwerpunkt des Skateistan Projects konzentriert sich auf Bildung, interkulturelle Verständigung, Gesundheit, soziale Entwicklung und Zukunftsperspektiven für Mädchen und nebenbei natürlich auch dem Skateboardfahren.
Wir sind gerade sehr damit beschäftig, den Skateistan Sports und Educational Complex ins Rollen zu bringen. Wir haben zwei Klassenzimmer, eine Küche, Duschen, haben einen super Skatepark von 1700 Quadratmetern und arbeiten an einer Bücherei.

Wir geben den Kindern hier Nachhilfe begleitend zur regulären Schule in English, Dari (in Afghanistan gesprochene Variante des Persischen), Mathe, Geschichte, Kunst, und Computer Stunden so wie Theater Projekte und danach können sie den Skate Park nutzen. Die Kinder sollen zum friedlichem Miteinander angeregt werden und mit verschiedenen Kulturen verbunden werden. Wir haben außerdem Aufklärungsprojekte über Themen wie Hygiene, erste Hilfe, Umweltbewusstsein, nachhaltige Stromerzeugung und Wasserverschmutzung.

Im Moment haben wir 200 Schüler und Schülerinnen im Alter von 5-17 Jahren, davon eine Gruppe Strassenkinder, Arbeiterkinder, eine andere Gruppe Schüler kommt aus dem Mittelstand und geht auch in eine staatliche oder private Schule. Wir arbeiten auch mit Heimkindern und kooperieren gerade mit einem Invalidenkrankenhaus, da wir auch körperlich benachteiligten Kindern die Möglichkeit geben wollen, bei uns zur Schule zu gehen.


Oft sind hier ganze Stadtteile nur von einer ethnischen Gruppe besiedelt und daher kommt es leider nicht oft vor, dass Kinder aus verschiedenen sozialen und ethnischen Schichten aufeinander treffen. Das führt zu Konflikten, wenn es doch passiert. Durch das Zusammenkommen in der Halle findet Austausch zwischen den unterschiedlichen sozialen und ethnischen Gruppen statt und fördert somit das friedvolle Miteinander so wie Respekt für andere.

Leider gibt es hier viele Internationale Hilfsorganisationen, die sich hinter großen Barrikaden verschanzen und wegen starken Sicherheitsvorkehrungen nicht die Möglichkeit haben, direkt mit den Menschen zu arbeiten, die Hilfe benötigen. Skateistan ist eine kleine Organisation und daher sehr flexibel und nah an der Bevölkerung. Wir arbeiten tagtäglich mit afghanischen Kollegen, Kindern und deren Familien zusammen und haben einen guten Zugang zu den Menschen.


Wie müssen wir uns den alltäglichen Ablauf vorstellen?
Immer hoch und runter, ein Tag kann der geilste und der beschissenste zugleich sein. Meistens gehts los mit einer guten Tasse Kaffee, dann Team Meeting um 8, Zeug planen und erledigen bis zur ersten Session. Eine Session ist eine Stunde Unterricht, dann 15 Minuten Pause und dann ne Stunde skaten. Danach gibts Mittagessen, gefolgt von der nächsten Session and dann wieder ab ins Office bis um 17 Uhr. Die Afghanen sind echte Arbeitstiere! Eine 6 Tage Woche ist hier Standard und der Freitag ist hier, was man in Deutschland mit dem Sonntag vergleichen kann.



Denkst du das Skateistan was an der allgemeinen Haltung der Jungendlichen verändern kann?

Ja, es ist nicht leicht und geht leider nur sehr langsam voran, aber auf alle Fälle tut sich was!

Wie sieht die Bewegungsfreiheit in Afghanistan für eine Frau aus?
Naja nicht so wie in Deutschland. Alleine auf die Strasse geht gar nicht. Muss immer ein Kopftuch tragen und werde oft angestarrt. Gibt hier nicht so viele "Ausländer". Auch Fahrrad oder Auto fahren oder mal so joggen geht nicht. Frauen dürfen nicht ins Kino.... Frauen gehen auch nicht oft in die Moschee. Es gibt nur ein paar Feiertage wo sie Zugang haben. War mit einer Freundin und war echt total krass. Die Männer wollten die Frauen (ca. 300 waren in einem kleinem Garten hinter der Moschee zusammengepfercht gewesen) erst nicht rein lassen. Das Argument war, dass Frauen und Kinder zu dreckig seien!



Ist skaten für Frauen erlaubt?
Ja das ist echt total cool. Damit gibt es überhaupt kein Problem. Frauen dürfen nicht Fahrrad Fahren, da dies als verpönt gilt, aber Skaten ist ok. Beliebte Sportarten hier sind Boxen, Bodybuilding, Martial Arts, so wie Pferde, Vögel, Hunde und Kamel Kämpfe. Also eher aggressive Beschäftigung. Da ist Skateboarden eine der wenigen Sportarten, die für Frauen akzeptabel sind.

Können wir helfen?
Ja, mit einer Spende zum Beispiel!

Sparkasse Rhein-Neckar-Nord
Konto: 38880373
BLZ: 67050505


Bei Überweisungen aus dem Ausland
IBAN: DE 67670505050038880373
BIC (Swift): MANSDE66XXX

Oder dem Kauf eines Skateistan T-shirts.
Der Erlös kommt Skateistan zu 100% zu Gute.

Gibt es noch was das du gerne los werden würdest?
Nee, nicht wirklich, außer genieße dein Leben und mach das Beste draus!



Wir möchten uns ganz herzlich bei Sophie bedanken, dass sie sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zu beantworten (Anm. dieses Interview wurde von Satelliten des Militärs geschickt, da momentan in ganz Kabul das Internet nicht funktioniert) und wünschen ihr weiterhin alles Gute für ihren Aufenthalt in Kabul!

Bitte unterstützt Skateistan und helft mit!

No comments:

Post a Comment